Ob wir wollen oder nicht, Nachhilfe ist nötig

Der russische Angriff auf die Ukraine wird das Jahr 2022 ins Gedächtnis brennen. Schrecklich, was die Menschen seit dem in der Ukraine aushalten müssen. Und noch ist kein gutes Ende absehbar. Die Mehrheit, die im Moment in Deutschland für die Ukraine steht, ist brüchig. Merkwürdig (oder verdächtig) ruhig sind diejenigen, die in den vergangenen Jahrzehnten die Ziele Frieden und Anti-Imperialismus auf ihren Lippen, Demos und Transparenten führten. Über 100 000 Tote und Verletzte, ein freiheitsliebendes Volk in der Nachbarschaft wurde überfallen … und wo sind die Massendemonstrationen heute?

Das Klima werden wir nicht retten können, wenn in ungeheuren Mengen Pulverdampf die Atmosphäre vergiftet. Ich bin tief beindruckt vom Willen und der Widerstandskraft des ukrainischen Volkes und hoffe, dass wir in Europa – auch wenn das Risiko verdammt hoch ist – nicht vor Angst in die Knie gehen. Diese Art von Kniefall wünschen sich der KGB-Mann dort und seine Gefolgsleute hier.

Das einzig Gute an diesem Angriffskrieg ist, dass wir jetzt keine Illusionen mehr über die Ziele von Putins Russland haben können, dass uns endgültig die Augen geöffnet wurden. Putins Politik ist Imperialismus, Kolonialismus und Revanchismus übelster Ausprägung, wie sie den Deutschen lange Zeit (zu Recht) vorgehalten wurde. Die Politik steht – häufig übersehen – ganz in der Tradition des Zarenreiches und nicht minder der der Sowjetunion (die „neue Nationalitätenpolitik“ war Lenins Propaganda, die brutal und blutig durchgesetzt wurde und – wohl deshalb – in den Köpfen vieler elend lang nachwirkte).

Aber, schon ganz andere Aggressoren sind an viel kleineren Ländern gescheitert und sie mussten sich am Ende geschlagen geben. Der amerikanische Osteuropa-Historiker Timothy Snyder gibt zur Ukraine, so die NZZ, den „bitter nötigen Nachhilfeunterricht.“ Sehr zu empfehlen!

 

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