Die Debatte über die „neuen Weltsprachen“ (Süddeutsche. de) läuft seit Langem und auf einem abstrakten Niveau, dem nur wenige folgen. Doch aufgeworfen werden letztlich ganz praktische Fragen. „Fallen Programmiercodes in den Bereich, der durch den Grundsatz der Meinungsfreiheit geschützt ist“, so Adrian Lobe im Feuilleton der ZEIT vom 19. Mai. Die Frage kam durch den Streit zwischen Apple und dem FBI, das Apple zwingen wollte, das iPhone eines Attentäters zu entschlüsseln, auf die Tagesordnung. Adrian Lobe: „Der Konzern argumentierte vor Gericht, seine Codes fielen unter die Meinungsfreiheit […], die durch die Entsperrung des iPhones verletzt würde.“ Der Streit wurde hinfällig, als das FBI selbst den Code knackte. Doch die Fragen bleiben: Wenn man die Codes „unter den Schutz der Meinungsfreiheit stellt – muss man dann nicht konsequenterweise Algorithmen zu Debatten zulassen?“ Wenn selbstlernende Algorithmen die Codes generieren, wem ist „dieser Sprechakt“ denn dann zuzurechnen? Dem Programmierer, den Algorithmen selbst?
Adrian Lobe: „Java, C und Co. heißen zwar Programmiersprachen. Aber es handelt sich um technische Systeme, mit denen man Anweisungen formuliert. Dagegen ist menschliche Sprache eine Technik, die zu Formulierungen von Meinungen, Ansichten und normativen Aussagen eingesetzt wird. […] Meinungsfreiheit ist ja eine Freiheit der Ansichten und nicht der Zeichenketten.“ Die Antwort überzeugt mich. Nicht grundlos, meine ich, „versteckt sich Facebook hinter unaufgeklärten Missverständnissen und dem fast religiösen Glauben, die emotionslose Maschine wäre der neutrale Heilsbringer“, formuliert Stefan Schulz in Übermedien, „wenn wir sie nur als Vermittler zwischen dem Menschen und der Welt, in der er lebt, blind zuließen.“ Facebook ist eben ein Unternehmen wie viele andere, verfolgt eigene Interessen und betreibt Werbung: Glaubt uns!