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Facebook: Die Büchse der Pandora

Als Pandora die Büchse öffnete, „entwichen aus ihr alle Laster und Untugenden. Von diesem Zeitpunkt an eroberte das Schlechte die Welt“, wie die Mythologie der alten Griechen (WIKIPEDIA) überliefert. Nun bin ich weit davon entfernt, neue Kommunikationstechnologien zu verteufeln. Doch wenn ehemalige TOP-Manager von Facebook das „manipulative Potenzial der Plattform geißeln“ (Süddeutsche Zeitung), dann lässt das in besonderer Weise aufhorchen. Bei der Konzeption von Facebook hätte das Unternehmen ganz bewusst auf Suchtfaktoren gesetzt, um „die Verwundbarkeit der menschlichen Psyche“ auszunutzen, sagt der Mitbegründer Sean Parker. Der ehemalige Vizepräsident Chamath Palihapitiya meint, dass wegen Facebook das Sozialverhalten der Gesellschaft grundsätzlich erodiere. Er würde „diesen Scheiß“ nicht mehr nutzen und Facebook seinen Kindern strikt verbieten. Das Netzwerk beende „den öffentlichen Diskurs“ und fördere stattdessen „Missinformationen und Misstrauen“. Bernd Graff resümiert in der SZ: „Spätestens seit Facebook im November 2017 verkündete, zwei Milliarden aktive Mitglieder zu haben, muss man fragen, welche Rolle dieses Netzwerk in westlichen Demokratien spielt.“

Dass Kritik an Facebook dennoch nur relativ wenig in die Öffentlichkeit dringt, ist leicht erklärbar, wenngleich die Gründe vielfältig sind. Facebook ist bequem, wirksam und billig. Kritik an Facebook hat für Nutzer das persönliche oder unternehmerische Eingeständnis zur Folge, mit den sogenannten „Sozialen Medien“ aufs „falsches Pferd“ gesetzt zu haben. Die meisten traditionellen Medien wurden längst von Facebook & Co wirtschaftlich über den Tisch gezogen. Das Netzt hat die Werbeeinnahmen abgefischt. Die „Brotkrumen“, von Facebook den traditionellen Medien hingeworfen, nämlich Teile von Medien-Inhalten zu transportieren, lassen sie stillhalten, obwohl sie dabei (Facebook verschlingt die ganze Welt) bis aufs Blut ausgesaugt werden. Stattdessen kritisieren die traditionellen Medien umso lauter die Öffentlich-Rechtlichen Medien. Die jedoch sind gemessen an Facebook & Co eher Konkurrenten, die das Geschäft beleben. Gemeinsam stärken sie den europäischen Markt.

Bevor uns „alle Laster und Untugenden“ in Europa erreichen, müssten endlich die kalifornischen Firmen als Medienunternehmen nach europäischen Normen einer Regulierung unterzogen werden. Dazu gehören Transparenz bei politischer Werbung und der Erfassung persönlicher Daten sowie ordentlich Steuern zu zahlen. Das Leistungsschutzrecht hingegen ist völlig untauglich. Wir selbst sollten wenigstens – wenn noch nicht von der Sucht erfasst –  Facebook & Co nicht mehr auf den Marketing-Leim gehen und auf die Bezeichnung „Soziale Medien“ verzichten.

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