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Die Öffentlich-rechtlichen: Reform ohne Publikum

Um Kosten zu sparen, sagen die einen. Um den öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu reformieren, damit er ins digitale Zeitalter passe, die anderen. Jedoch nicht am Programm sei zu sparen und alles solle nicht „presseähnlich“ daherkommen. So oder so ähnlich klingen die Vorstellungen, die sich mit dem Reformpaket der ARD verbinden. Vom zahlenden Publikum, von dessen Wünschen und Vorstellungen, gar von Mitspracherechten ist keine Rede. Als seien Akzeptanz und Legitimation nebensächlich, die Ansprüche und die (zunehmenden) Fähigkeiten des Publikums keine Themen, denen sich die ARD widmen müsse. Dabei nutzt heute jedes moderne Unternehmen digitale Methoden und systematisch persönliche Kontakte, um Kunden und Personal in die Entwicklung neuer Produkte einzubeziehen (und nicht nur abzufragen!). Verwaltungen und Kulturinstitutionen besitzen seit Jahren Beiräte, in denen Vertreter unterschiedlicher Interessengruppen alle Fragen offen diskutieren – zum Nutzen aller Seiten. Warum hat der öffentlich-rechtliche Rundfunk nicht wenigstens Publikumsbeiräte bei all seinen Landesfunkhäusern?

An Ideen für eine Publikumsbeteiligung fehlt es nicht, aber wohl am Willen, bei grundsätzlichen Fragen auch das Publikum regelmäßig zu konsultieren. Fakt ist: Wer im journalistischen Tagesgeschäft mit Notizblock oder Smartphone von einem Termin zum anderen jagt, der segelt nicht selten an der Lebenswirklichkeit der Menschen vorbei.

Tatsächlich legt die ARD ihr besonderes Augenmerk auf das Sparen bei Verwaltung, Produktion, Technik und Herstellung des Programms. Dieses Sparziel wird sich jedoch erst dann als zukunftsweisend herausstellen, wenn mit einem Teil des gesparten Geldes junge, gutausgebildete Journalistinnen und Journalisten eingestellt werden. An solchen Einstellungen könnte ermessen werden, ob die Reform über den Tag hinaus wirken oder ob Politik und Gebührenzahler lediglich mit Scheinaktivitäten beruhigt werden sollen.

Norbert Schneider meint im Tagesspiegel zu Recht, es sei zu befürchten, dass „am Ende der Debatte dem Gesetzgeber für den Rundfunk zwar eine neue Struktur gelungen ist, aber durch diese neuen Schläuche nur der alte Wein fließt.“

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