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Was brachte den 9. Oktober 1989 in die Geschichtsbücher?

Die Demonstrationam am 9.Oktober 1989 in Leipzig war die 6.Montagsdemonstration infolge und bis dato auch die größte. Das allein jedoch zeichnete sie nicht als etwas Besonderes aus. Die Montagsdemonstration davor, am 2.Oktober 1989, war für DDR-Verhältnisse mit 20000 Teilnehmern ebenfalls schon außergewöhnlich groß. Man muss sich vergegenwärtigen, zu demonstrieren war strikt verboten und, wer versuchte zu demonstrierem, erhielt in der Regel einige Jahre Zuchthaus. Der 9.Oktober 1989 kam in die Geschichtsbücher deshalb, weil trotz der ultimativen Androhung zu schießen, dennoch 70000 Menschen demonstrierten. Sie riskierten ihr Leben. Noch im September hatten Partei und DDR-Staatsführung die Chinesische KP als vorbildlich gelobt, weil sie im Juni einige Tausende Studenten auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking mit Panzern blutig niedergewalzt hatte. Die genauen Opferzahlen sind bis heute nicht bekannt.

In Leipzig nahmen am 9. Oktober 1989 die 70000 protestierenden Demonstranten den Machthabern die Macht regelrecht aus den Händen. Das aufgefahrene Militär reichte nicht. Die Kampfgruppen waren angesichts der friedlichen Demonstranten demoralisiert. Absolut gewaltfrei zogen die Menschen um den Ring, kaum Plakate, kaum Kerzen und der Ruf an die Regierung gerichtet: „Wir sind das Volk!“ Eine Woche später demonstrierten bereits weit über 100000 und die Zahl stieg von Montag zu Montag bis drei Tage vor dem Fall der Mauer auf mehr als eine halbe Million. Gleichzeitig hatten sich die Demonstrationen in der DDR wie ein Flächenbrand von Süd nach Nord ausgeweitet.

In den vorangegangenen Jahrzehnten gab es bis 1989 in ganz Osteuropa viele mächtige und mutige Freiheitsbewegungen. Die Frage nach der Macht im sowjetischen Besatzungsgebiet stellte sich am 9.Oktober in besonderer Weise. Noch wäre alles für die Sowjets möglich gewesen. In Leipzig hatte die Rote Armee einige Zehntausend Soldaten stationiert. Doch Gorbatschow hielt sein Wort, das Selbstbestimmungsrecht zu respektieren. Die Rote Armee rückte – anders als am 17. Juni 1953 – nicht aus. Das wiederum ermutigte die Freiheitsbewegungen in Mittelosteuropa, sich ebenfalls und konsequent vom Kommunismus zu befreien. Der 9.Oktober 1989 markiert somit die Mitte dieser mittelosteuropäischen Freiheitsrevolution. Dass die Berliner Mauer fiel, folgte logisch. Der fröhliche Fall am 9.November bildete das eindrucksvolle Symbol für das Ende des Kommunismus.

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