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Demokratie gefährdend

Wenn das Geschäftsmodell Tageszeitung nicht mehr wirtschaftlich funktioniert, weil Anzeigen fehlen, dann schallen gewerkschaftliche Forderungen nach sicheren und gut bezahlten Arbeitsplätzen wie lautes Rufen im Wald: „Prekäre Arbeitsverhältnisse im Journalismus stellen eine massive Bedrohung der Pressefreiheit und der Meinungsvielfalt dar und gefährden somit eine tragende Säule der Demokratie“, heißt es in einem Grundsatzpapier, das nach newsroom.de gestern in Brüssel der Labour Right Expert Group der Europäischen Journalisten-Fellowships überreicht wurde. Die Konsequenzen beschreiben die Journalistenorganisationen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz in der Münchner Erklärung völlig richtig, doch weder Tageszeitung noch Arbeitsplätze werden damit gesichert. Was bieten die Journalisten an, ihre Zeitung zu retten?

Richtig ist: „Die Urheberrechte der Journalistinnen und Journalisten sind umfassend und effektiv zu schützen. Freie Autorinnen und Autoren sind darauf angewiesen, ihre Werke adäquat vermarkten zu können. Jede Nutzung ist angemessen zu vergüten, die Mehrfachverwertung zu ermöglichen. Die gesetzlichen Rahmenbedingungen müssen so gestaltet werden, dass die wirtschaftliche Übermacht der Verwerter nicht zu Lasten der Rechte der Urheberinnen und Urheber missbraucht werden kann.“ Nur mit der „wirtschaftlichen Übermacht“ ist es nicht mehr weit her. Die Tageszeitungen – vor allem die lokalen – stehen am Abgrund. Das wissen die Journalisten.

Die Zeitungsverleger, die über Jahre sehr viel Geld verdienten, haben die Zeit verschlafen und sich in Windmühlenkämpfe mit Google&Co verstrickt (Beispiel Leistungsschutzrecht). Ihre Aufgabe wär es, ein Geschäftsmodell zu entwickeln, das modern ist und wirtschaftlich trägt. Dieses Produkt – in welcher Form auch immer – wird in Zukunft aber nur gekauft, wenn es mutige, aktuelle und verlässliche Informationen bietet. Das bedeutet Arbeit für fundiert kritische Journalisten. Aufsehen lediglich zu erregen mit Boulevard, Skandalen, Politiker Bashing, Geschrei und Nörgelei, führt zu Medienverdrossenheit und Unlust, Zeitung zu lesen.

Erstaunlich bleibt, Journalisten schreiben zwar gern kritisch über andere, einen Dialog mit den Lesern zu führen, um sie dadurch und darüber für ihre Zeitung (wieder) zu gewinnen: Fehlanzeige.

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