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Wutbürger sind kein neues Phänomen in Deutschland (II)

„Was brodelt da eigentlich unter der Pegida-Oberfläche: Nationalismus, Rassismus, Faschismus?“, fragt Kommunikationswissenschaftler Werner Patzelt, TU Dresden, in einem langen, sehr lesenswerten Beitrag in der FAZ : „Tatsächlich sind die Wortführer öffentlicher Meinung immer wieder entsetzt darüber, wie große Anteile rechten Denkens die Demoskopen regelmäßig im Volk entdecken. Für normal hält man derlei natürlich nicht, sondern ist enttäuscht […]“, so Patzelt. In seiner Antwort bezieht er die Journalisten mit ein: „Besonders einflussreiche Schiedsrichter öffentlicher Diskurse sind Journalisten. Tatsächlich haben, ausweislich einschlägiger Studien, Journalisten eine im Durchschnitt linkere Einstellung als die Bevölkerung […].“

Selbstverständlich spielen Denkmuster und Einstellungen im demokratischen Diskurs auf allen Seiten eine Rolle. Wenn allerdings in diesem Diskurs der „Schiedsrichter“ parteiisch ist oder den Eindruck vermittelt, er würde seine Aufgabe nicht erfüllen, dann läuft dieser Diskurs nur solange, wie diese Sicht von einer Mehrheit akzeptiert wird. In den letzten Jahren führten sich einige Journalisten so auf, als seien sie nicht nur Schiedsrichter, sondern auch Richter. Ein Bärendienst an der Glaubwürdigkeit.

Medien beobachten, beschreiben und stellen Öffentlichkeit her, bestenfalls mit klugen Gedanken und Analysen. Gesellschaft und Politik (auch Unternehmen) müssen selbst verstehen und auch in Worte fassen, was jeweils vor Ort geschieht. Wenn wir den Zugang zu den Leuten verlieren, die rechts denken, dann überlassen wir diese den rechtsradikalen Wortführern. Den Dialog mit Menschen führen nicht die Medien (gar in Talkshows), sondern Gesellschaft, Politik, Unternehmen, wir.

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