Die Denkmuster der Medien werden die unsrigen. Deshalb ist es gut, dass die Richtlinie 12.1 im Pressekodex bleibt. Die Journalisten sollen abwägen, wann es nötig ist, einen Verdächtigen oder einen Täter als Ausländer zu benennen, und wann nicht. Ein völlig normaler Vorgang. Journalisten müssen auswählen, recherchieren und gründlich überlegen, was sie tun. Warum aber regen sich so viele darüber auf? Weil sie befürchten, dem mündigen Bürger würde mit der Richtlinie etwas vorenthalten. Genau das Gegenteil ist aber der Fall.
Zunächst die Fakten. Inhaltsanalysen weisen seit Jahren auf das erschreckende Ergebnis: Bis zu 75% der Äußerungen über Ausländer stehen bei Medien in einem negativen Kontext. Meist sind Ausländer kriminell! „Doch, dass Ausländer besonders kriminell seien, ist ein Mythos“, so der Tagespiegel oder auch ausführlich zum Thema die Rechtsanwaltskanzlei Florian Weinbächer.
Nicht, weil in Sachsen besonders viele Ausländer leben, fürchten sich viele vor ihnen. Nein, sondern deshalb, weil über Jahre der Eindruck vermittelt wurde, Fremde seien generell gefährlich. Weder Asylrecht, noch Moral scheinen vor dieser (realen) Angst bestehen zu können. Diese Angst ist auch Grundlage dafür, dass die Medien – und folglich auch wir – „Dönermorde“ für eher wahrscheinlich hielten als ostdeutsche Terroristen.
Dieses Medienphänomen, das eine der Ursachen für die Furcht vor Fremden ist, kann nicht auf Anhieb erkannt werden. Es verbirgt sich in der Masse journalistischer Beiträge und bekommt von daher seine Wucht. Um das Muster der Medien – Unbehagen und Ressentiments zu transportieren – zu erkennen, müssen Zeile für Zeile hunderter Beiträge ausgezählt und bewertet werden. Denn das Phänomen entsteht durch meist unreflektierte Gewohnheiten von Journalisten. (Bei einigen ist es Methode). Verstärkt wird der Effekt durch das (eigentlich vernünftige) Auswahlprinzip, bei Kriminellen aus Deutschland auf „deutsch“ zu verzichten. Das Attribut „deutsch“ fällt als scheinbar bedeutungslos unter den Tisch.
Der Presserat sagt aus diesen Gründen also völlig zu Recht: Liebe Journalisten, prüft bitte gründlich den Kontext. Als mündiger Leser erwarte ich das auch. Ich möchte mir eine unabhängige Meinung bilden, nicht unerkannten Mustern auf den Leim gehen.
Anmerkung: Dieses Muster ist nicht das einzige, das Medien vermitteln.