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Medien prägen die Wahrnehmung bis in die Mitte

Die Berichterstattung über Ausländer folgt seit Jahren einem Schema: Wenn berichtet wird, dann häufig in Verbindung mit Kriminalität. „In den Medien sind Muslime Terroristen oder Verbrecher. Dabei sind sie in Wirklichkeit genauso durchschnittlich wie der Rest der deutschen Gesellschaft“, so Irene Amina Rayan, Krautreporter. Quantitative Inhaltsanalysen beweisen, dass etwa zwei Drittel der Berichte über Muslime in einem negativen Kontext stehen. SPIEGEL und BILD unterscheiden sich dabei kaum, ARD und ZDF sind nicht viel besser. Nicht wenige regionale Zeitungen berichten ebenso, ohne dass sie – und das ist das Problem – sich einer Schuld bewusst sind. Das Dilemma ist groß. Denn es sind eher die Stereotypen und Nebenbemerkungen, die – permanent gesetzt – Ablehnung und Angst vor Ausländern erzeugen. (Die wiederkehrenden Bilder grausamer Attentate machen schließlich „das Kraut fett“). Quantitative Inhaltsanalysen hingegen, die mit Zahlen belegen, werden gern von Journalisten als „Erbsenzählerei“ abgetan. Zur Überprüfung der eigenen Haltung wären sie sehr zu empfehlen. Mancher ist schon erschrocken, was sich da – meist ungewollt – summiert (Migranten in der öffentlichen Wahrnehmung).

In Teilen von Sachsen hat diese Art der Berichterstattung über Ausländer verheerende Folgen, da sie – was gern übersehen wird – auf Institutionen und eine Gesellschaft trifft, die erst 25 Jahre demokratische Erfahrungen haben. Die Bundesrepublik sah im Jahr 1970 auch noch völlig anders aus. Autoritäres, auch nationalistisches Denken gehörte damals durchaus zur gesellschaftlichen Mitte. Heute wird im Osten, obwohl der Ausländeranteil nach wie vor gering ist, auch durch Medien Angst verbreitet.

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