Meine Wortgebrauch GmbH habe ich zum Ende des Jahres liquidiert, so die offizielle Bezeichnung für die Auflösung. Gegründet hatte ich sie 2013/14 mit dem Ziel, nach meiner ersten GmbH 1990 rund ein viertel Jahrhundert später eine erfolgreiche GmbH zu gründen. Das ist mir, wie ich es einschätze, gut gelungen. Weniger wirtschaftlich als ideell. In diesen knapp sieben Jahren lernte ich, welche Herausforderungen mit der Selbstständigkeit verbunden sind. Wie es sich anfühlt und was es bedeutet, alle Entscheidungen selbst zu tragen und in die Wirklichkeit umzusetzen. Dabei musste ich nie – im Gegensatz zu 1990 – Angst um die Existenz haben, da ja ein Einkommen ab 65 Jahre stets sicher war. Besonders viel lernte ich durch das Schreiben meiner Blog&Notizen und die verschiedenen Lehrtätigkeiten an den Hochschulen. Junge Leute treiben zur Klarheit. Respekt bekam ich, was es bedeutet, mit Beratung wirtschaftlich erfolgreich sein zu wollen. Eine Knochenarbeit, weil man sich nachlassende Intensität nicht leisten kann. Eine Knochenarbeit, weil man sich nicht verkaufen darf, aber sich ständig anbieten muss. Eine Freude, denn bei allem entscheiden gedeihliche Kontakte und helfende Freundschaften. Dafür bin ich herzlich dankbar.
Erstaunt und enttäuscht hat mich hingegen, wie wenig die Kommunikationswissenschaft in der Öffentlichkeit leistet. Wer erklärt die Medienrevolution? An Themen mangelt es nicht. Nach wie vor haben die meisten Leute und viele Fachleute kaum Ahnung, wie Kommunikation im digitalen Zeitalter funktioniert. Offensichtlich meidet in Deutschland die Kommunikationswissenschaft das Risiko, – Ausnahmen bestätigen die Regel – sich unter diesen offenen Umständen an der gesellschaftlichen Debatte maßgeblich zu beteiligen. Man könnte ja irren. Virologen können sich unter dem Druck der Umstände eine solche Haltung nicht leisten. Dabei sitzen beide Wissenschaften im gleichen Boot. Vieles, was in unserer demokratischen Gesellschaft schief läuft und sich in schlimmen Formen ausdrückt, findet seine Ursachen in der medialen, digitalen und gesellschaftlichen Kommunikation. Wenn ein Virus die ganze Welt auf den Kopf stellt, schweigt die Virologie nicht. Aber wo steckt die Kommunikationswissenschaft, wenn es kommunikativ in der Gesellschaft drunter und drüber geht?