In den Medien spielen Fakten zunehmend eine geringere Rolle. Diese Tendenz zeigt sich seit geraumer Zeit. Nach der Studie Social Media Impact on News (2014) des niederländischen Allfinanz-Dienstleisters ING „veröffentlicht fast die Hälfte der darin befragten Journalisten ihre Geschichten so schnell wie möglich, um sie erst danach, falls nötig, zu korrigieren“, so PR REPORT. „Das registrieren auch die PR-Profis. Sie stellen fest, dass sie seit Aufkommen der sozialen Medien seltener von Journalisten kontaktiert werden, um Fakten zu überprüfen […].“
Problematisch bei dieser Tendenz ist nicht nur, dass Journalisten „schlampig“ (PR REPORT) arbeiten, sondern auch, dass keine Maßstäbe mehr vermittelt werden, woran wahrheitsgemäße Berichte zu erkennen sind. Heute werden O-Tönen und Passanten-Befragungen oft mehr an Glaubwürdigkeit zugemessen als Fakten. Die könne doch jeder im Internet selbst nachlesen. Entwöhnt misstrauen Leser und Hörer den Fakten, falls sie denn doch mal auftauchen. Warum jetzt? Auch manipuliert? So glauben heute nicht wenige nur noch dann einer Nachricht, wenn diese die eigene Erfahrung (oder das eigene Vorurteil) widerspiegelt. Der Wert von Fakten wird nicht mehr erkannt.
Keine Frage, Fakten und Faktenchecks sind für Journalisten zeitaufwendig, doch die Geringschätzung untergräbt das journalistische Kerngeschäft, d.h. glaubwürdig über Ereignisse, Tatbestände, Geschehen mit Argumenten, Zitaten und Fakten zu informieren. Hörer und Leser spüren – so oder so – den Qualitätsverlust. Sie erwarten eben nicht (nur) Stories.