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Erfolg mit Kritik und Zweifel verbinden

„Auch die ökonomische Praxis kann nur dann erfolgreich sein, wenn sie eingebettet bleibt in die kulturellen und moralischen Regeln eines“, wie Julian Nida-Rümelin am 11. Dezember im Handelsblatt schreibt, „anständigen und zwischenmenschlichen Umgangs. Dazu gehört, dass Menschen wahrhaftig kommunizieren, dass sie dann, wenn sie etwas behaupten, von den Behauptungen selbst überzeugt sind. Dass sie nicht lediglich strategisch kommunizieren, also jeweils das sagen, von dem sie glauben, dass es ihnen den größten Vorteil bringt.“

Keine Frage, Umgangsformen prägen die Wirtschaftswelt nachhaltig. Was wir von diesen Umgangsformen wissen, erleben wir im Alltag und erfahren wir vor allem aus den Medien (und deren Verhalten). Nida-Rümelin hält eine verbindliche Moral in der Wirtschaft für unerlässlich.

Die Moral in Wirtschaft wie in den Medien ist lässlich. Etwas anderes zu behaupten ist wirklichkeitsfern. Schiffbruch erleidet erst, wer die ungeschriebenen Regeln von Moral und Anstand – im Rückenwind des Erfolgs – dauerhaft missachtet (das immerhin beruhigt etwas).

Die besten Beispiele dafür bieten der VW-Konzern und die Medien selbst.

Ziemlich unwidersprochen tönte vor Jahren der Sprecher von VW Klaus Kocks, dass zu seinem Recht auch zu lügen gehöre. Zehn Jahre später können wir – dank der US-Amerikaner  – das Desaster bei VW betrachten.

„Medien skandalisieren und dramatisieren seit jeher“, so Wolfgang Herles in deutschlandradiokultur.de. „Zurückhaltung, Nüchternheit lässt sich in der Erregungsgesellschaft schwer verkaufen […]. Nüchternheit ist die Schwester der Skepsis. Und Skepsis wiederum ist die Kardinaltugend des aufgeklärten Journalismus.“ Zu den Errungenschaften westlicher Kultur gehöre der Zweifel. „Die Medien zweifeln zu wenig, vor allem an sich selbst. Das wiederum schürt nur den Zweifel an den Medien.“

Das Ergebnis dauerhaft fehlenden Zweifels ist der Verlust von Glaubwürdigkeit und Vertrauen.

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