„Das Misstrauen gegenüber Medien in Deutschland ist groß – und es wächst“, besagt eine Studie von infratest dimap. Dieser Befund ist leider nicht neu und nicht erstaunlich. Die ZEIT vom 25. Juni widmet dem Thema einen lesenswerten „Essay über Fehler von Journalisten, Leser in Lynchstimmung und die Verantwortung des Publikums“. Kritikpunkte an den Medien sind nach dieser Studie: bewusste Fehlinformation und Manipulation, Einseitigkeit, handwerkliche Fehlleistungen wie schlechte Recherchen und fehlende Unabhängigkeit. Doch trifft das den Kern des Problems?
Die ZEIT versucht, der „Glaubwürdigkeitskrise“ auf den Grund zu gehen, benennt dabei bemerkenswert klar eigene Fehler und weist auf einen grundsätzlichen Aspekt hin: „Es sind nicht nur die alten Fehler, die das Vertrauen schwinden lassen, es kommt noch etwas anderes, Gegenwärtiges hinzu: die tägliche Skandalisierung. Der Tübinger Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen nennt Medien inzwischen ‚Erregungsmaschinen‘. Im harten Kampf um Aufmerksamkeit laden sie nahezu stündlich dazu ein, sich zu empören […]“.
Zurück blieben „immer wieder auch Unschuldige und Kaum-Schuldige“, denen „die Würde genommen wurde“, so Pörksen. Die ZEIT resümiert: „Statt Orientierung und Aufklärung zu liefern […], statt einzuordnen und abzuwägen, ziehen die Journalisten nach dem Gemetzel mit der Medienkarawane einfach weiter, und auf der Strecke bleibt die eigene Glaubwürdigkeit.“
Ja, Leser und Zuschauer ebenfalls. Sie können beim besten Willen nicht nachvollziehen, was sich da eigentlich in den Medien abspielt. Das da etwas nicht stimmen kann, merkt irgendwann jeder. Und vom Ausgang der Geschichte erfahren Leser und Zuschauer in der Regel nur dann – empört –, wenn ein Beschuldigter frei gesprochen wurde.
Die permanente, mediale Skandalisierung in alle Richtungen erklärt, warum – fragt man Empörte – deren Antworten so zusammengewürfelt scheinen, unterfüttert mit Verschwörungstheorien und gemixt mit Gedankengut von extrem rechts und extrem links.