„Das Vertrauen der Menschen in die politischen und gesellschaftlichen Institutionen erodiert. Politikern, Managern, Nichtregierungsorganisationen und auch den Medien wird immer weniger vertraut. Die Mehrheit der Menschen glaubt inzwischen“, so die FAZ, „ dass das aus diesen Säulen gebildete ‚System‘ nicht mehr funktioniert.“ Diese Einschätzung beruht auf einer Umfrage (Edelmann Trust Barometer), die unter mehr als 32.000 Menschen in 28 Ländern der Welt Ende des vergangenen Jahres vorgenommen wurde. „Und die Wirtschaft muss sich vor diesem Hintergrund Sorgen darüber machen, dass ihr nicht in der Zukunft die Lizenz des gesellschaftlichen Konsens entzogen wird, auf deren Basis sie Geschäfte macht.“ Die Edelmann-Deutschland-Chefin Susanne Marell ergänzt lapidar: „Wer sich als Firmenchef in dem Glauben bewegt, er könne kraft seines Auftritts für sich und sein Unternehmen werben, sollte radikal umdenken und als Arbeitshypothese erst einmal davon ausgehen, dass ihm sowieso niemand glaubt.“ Wirtschaftlich zeigt sich unser Land zwar im Moment in bester Verfassung, doch „ [man] kann es nun einfach nicht mehr leugnen oder schönreden: Wir haben – auch in Deutschland – eine tiefgehende, langlebige, breit verankerte Vertrauenskrise“, so Susanne Marell.
Warum aber fühlen sich viele offensichtlich so unwohl, wenn sie an Politik, Wirtschaft und Eliten denken?
Die politische Meinungs- und Willensbildung läuft immer noch maßgeblich über die klassischen Medien. Hauptsächlich sie bestimmen, was wir von der Welt zu wissen glauben und was schließlich auf der Straße diskutiert wird oder im Netz „steil“ geht (Meedia). Wenn die klassischen Medien permanent vor allem für Aufreger sorgen (um unter Konkurrenzdruck Auflage und Quote wenigstens zu halten) und die Hysterie zum Standard wird (Norbert Lammert, Freie Presse), muss zwangsläufig – völlig egal, ob Kritik und Ärger berechtigt sind oder nicht – der Eindruck entstehen, unser Land mit seinen Institutionen und Unternehmen sei ein Saustall, der endlich mal ausgemistet werden müsse.
Gerade bei der gegenwärtigen „Dynamik des Eskalationsprozesses“ in öffentlichen Debatten (Lammert, 31.Januar, Dresden) sei wichtig, mal wieder festzustellen, dass die endgültige Wahrheit „niemand, wirklich niemand“ habe.