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Wer hat den Kalten Krieg beendet?

Üblicherweise wird die Frage gar nicht erst gestellt. Endete dieser Krieg einfach so? Beim 1. Weltkrieg, beim 2. Weltkrieg und vielen anderen Kriegen wurden die Sieger (und Verlierer) klar benannt. Oder handelte es sich beim Kalten Krieg gar nicht um einen Krieg? Werden deshalb diejenigen, die das Geschehen beendeten, nicht benannt? Tatsächlich fand zwischen West und Osten kein heißer Krieg statt (innerhalb des Ostblocks schon!). Doch der Kampf zeigte sich nicht minder gefährlich, opferreich und lang anhaltend. Dafür stand über 40 Jahre der Eiserne Vorhang und die Berliner Mauer als Teilstück dessen. Dahinter wirkten totalitäre Regime, mal mehr, mal weniger brutal.

Den Kalten Krieg beendeten nicht die Westmächte. Auch Gorbatschow, der KPdSU-Generalsekretär, beendete ihn nicht. Beiden verdanken wir zwar einiges, doch den Kalten Krieg beendeten diejenigen, die die Mauer von Innen eindrückten und die Regime in Osteuropa verjagten. Das war ein langer opferreicher Kampf, den die Osteuropäer – voran die Polen, Tschechen und Ungarn  – führten. Von Leichtigkeit, wie von manchen von Westeuropa aus beobachtet, konnte nie die Rede sein. Aber diese scheinbare Leichtigkeit dieses besonderen Kriegsendes führte zu einer absoluten Unterschätzung der 89er Revolution in Osteuropa. Widerstände der Verlierer des Kalten Krieges in den osteuropäischen Ländern und in Russland, also in der vormaligen Sowjetunion, hielten viele in Europa für undenkbar und (eigentlich) unsinnig. Zu einem langsamen Umdenken führt der Revanchismus des russischen Regimes seit dem Krieg von 2022 (der nicht der erste war!).

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