Am 25. April 18 Uhr lese ich im Schiller-Haus in Leipzig-Gohlis und musiziere mit meinen beiden Musiker-Kollegen von SUM II Eberhard Amende (Kontrabass) und Henry Wilhelm (Posaune). In Leipzig- Gohlis wohnte ich von Mitte der 80er bis in die 90er Jahre. Ich lese aus meinem Historischen Report 1945-1989. Im Trio spielen wir Jazz-Titel jener Jahre.
Im Prolog des Buches schrieb ich auf Seite 15: … die Vergangenheit ist kein Grab. Sie lebt fort in uns Menschen, in Gesichtern und Händen, in Falten und Narben, in Kindern und Kindeskindern, im Familiengedächtnis. Wenn wir diese Spuren nicht erkennen oder nichts von ihrer Herkunft aus der Vergangenheit wissen, dann fehlt uns das Verständnis, warum wir so geworden sind, wie wir heute sind . (S. 16): Die Mauer in Europa zerstörte nicht nur Menschenleben, sie spaltete auch das kulturelle Gedächtnis in Ost und West. Und sie stand lange, dicht und fest. Zurückblicken von heute bis auf das Jahr 1989 – als die Mauer fiel – fällt einigermaßen leicht. Denn ab Herbst ‘89 entwickelte ich eine freie Öffentlichkeit, liefen offene Debatten, informierten unabhängige Medien.
Der Blick auf die Zeit hinter der Mauer im Osten erweist sich als ungleich schwieriger. Denn Propaganda bestimmte einen Großteil der Wahrnehmung. Eine unzensierte Öffentlichkeit gab es nicht. Viele Spuren, die diese eingemauerte Zeit hinterlassen hat, blieben zwar in Gedächtnissen, Freundeskreisen und Familie bewahrt, doch sie werden kaum kritisch hinterfragt …
Deshalb schrieb ich: Von einem, der auszog in eine nicht vergangene Zeit. Leben diesseits der Mauer (Edition Hamouda Leipzig 2021).