Blog & Notizen

Bürgerbeteiligung: Wissen, woher der scharfe Wind weht

Die konventionellen Medien verstehen die Welt nicht mehr, seitdem sie selbst heftig und häufig ungerecht kritisiert werden. Dabei erklärt sich das Phänomen einfach: Das Publikum hat sich emanzipiert.

„Was früher vor dem Fernseher oder am Stammtisch geäußert wurde, findet heute umgehend seinen Weg in Blogs, in die sozialen Medien und in die digitalen Kommentarspalten – oft sehr zum Missfallen der Medienmacher.“, so Fritz Wolf in der Studie Wir sind das Publikum, die er für die Otto-Brenner-Stiftung anfertigte.

Stephan-Andreas Casdorff äußerte sich ähnlich auf einer Tagung von Medienmachern: „Kriegen wir da im Moment nicht einfach etwas zurück dafür, was wir dem Publikum jahrelang zugemutet haben?“ Casdorff erinnert sich an ein jahrzehntelang zurückliegendes Gespräch mit einem Journalisten: Wenn der Kollege nebenan es gut fände, was er mache, dann reiche ihm das.

Bisher mussten Journalisten nie, obwohl sie kräftig austeilen und stets auf andere zeigen, damit rechnen, dass sie selbst mal Zielscheibe existenzbedrohender Kritik werden. Das Publikum selbst hat viele Journalisten eigentlich nicht wirklich interessiert. Für viele – nicht alle  –  war für Auflage und Einschaltquoten alles recht. Sie hatten das Meinungsmonopol. Medienkritik gab es praktisch nicht. Doch diese Arroganz der „vierten Gewalt“ rächt sich gewaltig.

Jetzt sitzen wir gemeinsam in der Falle. Das Publikum zeigt sich spiegelbildlich: Zur Selbstkritik wenig befähigt und tendenziell ausländerfeindlich, beschränkt im eigenen Blickfeld wird alles infrage gestellt – nur die eigene Position nicht.

Der Autoritätsverlust der Medien ist gravierend und ein Dialog zwingend erforderlich, so die o. g. Studie. Fritz Wolf schlägt darin „neue Formen der Zuschauerbeziehungen“ vor. Von den Stadtplanern könne man lernen, dass „wer wirklich Mitsprache des Publikums haben will“ auch „eigene Lösungen, eigene Tools und eigene Verfahren entwickeln muss“.

Weiteres zum Thema