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Sprachlos: Pantomime wird 50.

Im Dezember 1964 fand die erste Vorstellung statt. Siegmar Moritz Cholet hatte zunächst verständnisloses Kopfschütteln beim Rat der Stadt Freiberg geerntet. Dort mussten die Studenten der Bergakademie ihr Begehren anmelden. Weil die Studenten sich über zwei Jahre lang nicht entmutigen ließen von der „zähflüssigen Gesellschaft“, fanden sie Unterstützer. „Nicht alles war ‚Einheitsrot‘ und eben auch nicht alles Schwarz-weiß“, so Cholet. Die Studenten nutzten diese Nische und nannten ihr Pantomime-Theater gleich so (Freie Presse). Programme wie „Schöner unsere Städte und Dörfer“ und „Zur Verbesserung der Sitten“spiegelten skurril und doppelbödig Realität in der DDR. Jeder konnte dabei seiner Fantasie und Gedanken freien Lauf lassen. Nach den Aufführungen gab es in der Küche (mit gotischem Gewölbe) bulgarischen Wein „Hügel“ und Jazz live. „Die Komik über die Länglichkeit und Unzulänglichkeit des Menschen, des sozialistischen gar, kam dem einen banal, dem anderen verdächtig vor“. Sieben Jahre lebte die „Nische“ Am Dom 3 „getragen von einer magischen Anziehungskraft für die in Langeweile verdammten Freiberger“. Dann war „Schluss mit Lustig“. „Gefährlich“ diese Kunst, hatte sich offensichtlich bei der SED-Obrigkeit herumgesprochen. Ja, das Pantomime-Theater im benachbarten Prag hatte beim Prager Frühling 1968 eine ungewöhnliche Rolle gespielt. Mit dem Verbot, die altehrwürdigen Räume im Stadt- und Bergbaumuseum zu nutzen, verschwand auch das großformatige moderne Wandbild von Wolfram Hänsch (vor oder nach 1989 hinter Farbe oder Putz?). „Wir Mimen wurden zum Wandertheater“ (Cholet) – und sie begeisterten das Publikum 50 Jahre. Ohne Worte, nie sprachlos.