Kritik erreicht jetzt endlich auch die Redaktionsstuben: Berliner Zeitung, Huffington Post, NDR. Doch der Zeitpunkt hätte ungünstiger kaum sein können. Die Medien stecken in einer tiefen Krise und die Kritiker zeigen sich alles andere als wohlwollend. Journalisten, geübt in der Kritik an anderen, wissen mit Kritik und Skandalen, auf sich gerichtet, nur schlecht umzugehen. Peinlich die Selbstkritik des ZDF. Das Magazin ZAPP des NDR hingegen legt eine vorzügliche Analyse vor. Ein solch kluges Nachfragen wünschte ich mir bei allen Themen.
Die besonders hohen miserablen Werte für die Ukraine-Berichterstattung erklären sich dagegen relativ leicht: Beide Seiten, weder prorussische noch proukrainische Sympathisanten, fühlten sich gut informiert. Die Medien hatten – bis auf rühmliche Ausnahmen, wozu der DLF gehört, – von dieser wahrlich nicht kleinen „Ecke“ Europas keine Ahnung. Stets alles meinen zu wissen, entlarvt sich als mediale Arroganz. Wie lange hatte es gebraucht, auf das Budapester Abkommen hinzuweisen, das der Ukraine 1994 durch Russland, die USA und Großbritannien territoriale Integrität einschließlich der Krim garantierte – im Gegenzug der Verzicht auf Atomwaffen. Als die Medien endlich Klarheit gewannen, war das Vertrauen beim Publikum längst verloren.
Sicherlich zur Wahrheit gehört auch, dass im Pulverdampf eines Krieges Propaganda (Wie drei Bomben) schneller zu fertigen ist, als wahrheitsgemäße Berichte zu recherchieren sind. Jetzt ist zu befürchten, dass Journalisten traditioneller Medien so kleinlaut agieren – um nicht anzuecken – ,dass sie sich am Ende selbst überflüssig machen. Das wäre dann ein Bumerang der besonderen Art.