Dieser Erfolg mit den Panama Papers ist den journalistischen Medien zu gönnen. Doch Fragen folgen auf dem Fuße. Kein Wunder: Die Medien werden nach den Maßstäben gemessen, die selbst für richtig halten. Nämlich permanent kritisch nachzufragen und zwar mit der unbarmherzigen Forderung, sofort eine Antwort auf alle Fragen zu bekommen. Sicherlich, auf Fragen, die noch gar nicht gestellt wurden, eine passende Antwort parat zu haben, können zwar weder Mensch noch Maschine seriös leisten, doch vorbereitet müssen die Medien darauf sein, dass Nachfragen gestellt werden können. Die Konkurrenz Google & Co bietet das und gibt zu jeder Zeit eine (mehr oder weniger zutreffende) Antwort.
Die Medien brauchen deshalb, so Stefan Niggemeier in Übermedien, bei solchen Projekten „Personen und Stellen und Abläufe, die explizit nicht Teil dieses ‚Flows‘ sind; deren Aufgabe es ist, Widersprüche zu entdecken und ihnen Gehör zu verschaffen; die nicht mit der Verbreitung der Nachricht beschäftigt sind, sondern mit den Reaktionen darauf; die Kritik zum Anlass nehmen, Fragen zu stellen und Antworten zu suchen.“ Es gehe ja nicht darum, die „eingefleischten Anpeitscher der Lügenpresse-Rufer zu überzeugen, die ‚wissen’, dass Journalisten alle gekauft sind und in den Diensten transatlantischer Mächte stehen. Es geht darum, Leute zu überzeugen, die ein gewisses Grundvertrauen haben in die Arbeit deutscher Medien, aber auch eine erhebliche Grundskepsis.“
Dass bei einem solch ambitionierten Projekt „die Auseinandersetzung mit dem Publikum und seinen Reaktionen“ vernachlässigt wurde, ist schade. „Trotz all der Klage über die Beziehungskrise zwischen Rezipienten und Machern fehlen bei deutschen Medien immer noch Organe, die in professioneller, moderner und systematischer Weise Kommunikation mit Kritikern organisieren.“