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Optimismus benötigt Verstand und Mut

Positive Nachrichten werden von Journalisten nicht oder nur widerwillig akzeptiert. Ein Journalist, der sich als professionell empfindet, möchte nicht in den Ruf eines Schönredners kommen.

Wenn Forscher der Universität in Oxford über die vergangenen Jahre und Jahrhunderte feststellen, entgegen der gefühlten Lage gehe es den meisten Menschen auf der Erde immer besser, dann wird der Beitrag  süffisant überschrieben: „Alles wird gut“ (LVZ) oder „Die Zukunft ist rosig“ (HAZ).

Doch das behaupten die Oxford-Forscher gar nicht. Sie stellen lediglich Daten zusammen, die zeigen, vieles auf der Welt hat sich besser entwickelt als weithin vermutet (Huffingtonpost.de).

Woher kommt – bei Journalisten und Publikum – das Gefühl oder gar die Überzeugung, alles werde schlechter? Max Roser Oxford University : „Ein Grund dafür sind die Medien. Die Nachrichten konzentrieren sich auf aktuelle Ereignisse – und viele davon sind negativ. Die positiven Veränderungen hingegen entwickeln sich langsam.“

Schlechte Nachrichten sind für Journalisten gut. Bad news erregen Aufsehen und empören. Sie werden eher geglaubt. Ein Journalist, der eine negative Nachricht befördert, muss weniger Kritik befürchten und nicht sonderlich viel wissen. Schlechte Nachrichten flattern wie von selbst auf die Schreibtische der Redaktionen und wirken per se glaubwürdiger als positive.

Negative Nachrichten werden, so befürchte ich, allein schon deshalb weiter zunehmen, weil Journalisten – infolge von Sparmaßnahmen in den Redaktionen – keine Zeit mehr haben, mal nachzublättern und zu recherchieren. Schlechte Nachrichten sind leichter zu handhaben.

Das Problem ist nur, auf Dauer führt diese Art des Journalismus zu Verdruss. Im eigenen Interesse müssen deshalb Journalisten und Verleger wieder mutiger werden.

„Warum ‚bad news‘ die Medien zerstören und wie Journalisten mit einem völlig neuen Ansatz wieder Menschen berühren“, beschreibt der dänische Journalist Ulrik Haagerup in seinem Buch Constructive News.

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