Redaktionsschluss. Die Zeit nach der Zeitung. Autor Stefan Schulz. Ein wunderbares (schlichtes) Buch, das zeigt, warum Bücher wichtig sind und bleiben. Herausragend bedeutsam für alle, die sich mit modernen Massenmedien jeder Art beschäftigen, unglaublich dicht und exzellent geschrieben. Text und Inhalt rufen danach, in die Hand genommen zu werden, um etwas zu begreifen. Soeben im Carl Hanser Verlag erschienen.
In Sozialtheoristen meint Stefan Schulz: „Die Fragen nach der Zukunft des Journalismus behandeln auf kürzestem Wege auch die Fragen nach der Zukunft der Gesellschaft. […] Was wir über die Welt, in der wir leben, wissen, wissen wir [nach Niklas Luhmann] durch die Massenmedien.“ […] „Die Angebote der Massenmedien nutzen wir in jeder freien Sekunde. […] Über die Welt wussten wir nie so viel […]. Aber können wir uns noch darüber verständigen, was uns betrifft?“ Sein Resümee: „Für die großen Medienhäuser, die Journalismus noch als klassische Berufe betreiben, wird es keine Rettung geben. Ihre Glaubwürdigkeitswerte fallen noch schneller als ihre Umsätze, noch immer hauptsächlich Werbeeinnahmen. Aber wer hat gesagt, dass Journalismus immer seriös sein muss und nur werbefinanziert funktioniert? Die Selbstverständlichkeiten stehen zur Disposition […].“
Auf den Seiten 157/158 schreibt der Autor: „2013 stieg die Anzahl der Links zu Medieninhalten, die in Amerika auf Facebook publiziert wurden, von 62 auf 161 Millionen [Thompson 2014]. Dieser rasante Anstieg – der sich fortgesetzt hat, auch wenn wir keine aktuellen Zahlen über ihn haben – liegt nicht allein am Erfolg gut funktionierender Algorithmen. Ausschlaggebend ist auch bei Facebook der kluge Umgang mit dem Newsfeed, der mehr ist als eine Plattform zum Teilen von Inhalten, der auch mehr ist als eine Suchergebnisliste oder ein thematisches Archiv. Facebook hat ihn zu einer funktionierenden Tageszeitung entwickelt, zur einzigen zukunftssicheren, die wir heute haben.“
Diese These ist steil. Denn die Frage ist, ob wir uns künftig besser verständigen können, wenn uns Facebook mit Newsfeed genau das bietet, was wir erwarten und lesen wollen? Was wir „zu sehen bekommen, entscheidet nämlich ein Algorithmus. Laut Angaben von Facebook“, so das Print- und Online-Magazin t3n.de, „soll er den ‚richtigen Menschen‘ die ‚richtigen Inhalte’ zur ‚richtigen Zeit‘ anzeigen.“
Mir bleibt da der Spaß im Halse stecken. Ich will keine Zeitung, die mir meine Weltsicht nur bestätigt.