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Kein Selbstbewusstsein, mangelnde Bildung

Viele fragen sich, warum der Osten so gewählt hat. Die Antwort liegt auf der Hand: Kein Selbstbewusstsein, mangelnde Bildung. Beides fällt nicht vom Himmel und Bildung bekommt niemand geschenkt. Wenn Sachsen bei PISA gut abschneidet, dann bezieht sich das auf mathematisch-naturwissenschafliche Aufgaben. Da sind die Sachsen Musterschüler.

Die CDU hat im Osten nach 1989 eine Wohlfühlvereinigung organisiert und den Umbruch zunächst auch nicht ganz schlecht gemanagt. Vielen CDU-lern und Sachsen war die majestätische Art des Regierens von Biedenkopf auf den Leib geschnitten. Aus der DDR kommend, hatte die BLOCK-CDU zudem den Untertanengeist verinnerlicht. Positiv sprachen alle gern über den Aufbau Ost, der  – weitgehend unbemerkt – von allen Menschen ungeheuer viel, manchmal alles abverlangte. Über den persönlichen Schwierigkeiten lag der Mantel des Schweigens. Jede und jeder musste nun urplötzlich – nach zwei Diktaturen – für sich und seine Familie selbstverantwortlich sorgen. Da lief vieles nicht glatt. Alles hatte sich von einem Tag auf den anderen geändert. Diese Probleme und Zumutungen im Transformationsprozess blieben mit Blick auf die „großartige Zukunft“ unter dem Tisch liegen. Kritik und Nörgelei übernahm mit altbekannten Mustern die SED-Nachfolgepartei, Die Linke. Unter König Kurt und der CDU sollten sich die Sachsen als die größten fühlen. Das funktionierte verblüffend und war für den Anfang auch gar keine ganz dumme Idee, wenn nicht der Freistaat dem eigenen Marketing auf den Leim gegangen wäre.

Als dem Freistaat vor einigen Jahren der neue Slogan angetragen wurde, die Sachsen könnten alles, nur nicht Hochdeutsch, winkte die Regierung dankend ab. Diese Selbstironie ging wohl zu weit. Als Anfang des Jahres in Meißen zu einem Literaturfest das kritische (doch eher durchschnittliche) Buch Unter Sachsen vorgestellt werden sollte, lehnten Verantwortliche im Rathaus eine Lesung („Dreck“) zunächst kategorisch ab. Später durfte dann zwar gelesen, nicht jedoch im Rathaus diskutiert werden. So zeigt sich das sächsische Selbstbewusstsein.

Als in den 80-er Jahren viele Zehntausende die DDR verließen, weil sie keine Zukunft für sich sahen, da sprachen wir von der DDR als „Der Doofe Rest“. Damals feixten wir zustimmend über den trefflichen Witz. Heute ist mir das Lachen vergangen.

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