„China‘s State Bureau for Letters and Calls announced a new regulation on Wednesday, asking local bureaus to ‚guide petitioners to follow the level-by-level procedure’. The most striking part is that the petitioners requests will not be responded to by superior bureaus if they bypass the local bureaus. This new rule raised public debate on the Internet. (…) But the key problem is whether these authorities will do this. The new rule offers a vision in design and makes logical sense, but whether it is a good rule depends on how well every authority enforces it. (…) China‘s petition system is already on the verge of collapse and it can no longer bear another blow from the public. The future of reform, as of now, is still unclear, but it is expected to have one.“ (Global Times)
Diese Debatte entdeckte ich am 25. April in China (Bildungsreise des DCZL) in einer der beiden landesweit englischsprachigen Tageszeitungen, der Global Times. Dass solche Debatten in China geführt werden, überraschte mich. Nach dem Bild, das ich bisher von den hiesigen Medien gewann, schien mir das unmöglich. Die Debatte erinnert mich lebhaft an die Zeit vor dem Prager Frühling 1968 in der Tschechoslowakei. Damals wurden ebenfalls verschiedene Formen unterschiedlicher gesellschaftlicher Auseinandersetzungen offen debattiert. Auch dort nahmen sich Intellektuelle zunächst der eher einfachen Probleme an, bevor die fundamentalen Fragen der Demokratie – wie eine freie Justiz (als 3. Gewalt im Staat) – behandelt wurden. Zum Thema außerdem ein Kommentar in der Global Times.
Vor Ort fragte ich Dr. Kang Gang Hu, ob diese Debatte in den Medien auf eine gewisse Liberalisierung des politischen Systems in China deuten würde. „Ja, unbedingt, man muss nur wissen, je nach dem kann auch wieder alles von heut auf morgen ´in der Versenkung` verschwinden.“