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Flüchtlinge kommen zu Wort, Philosophen auch – endlich

Zu hoffen bleibt, dass deren Meinungen und Sichten – so unterschiedlich sie sind – auch gelesen und wahrgenommen werden. Die Krautreporter befragten Flüchtlinge, was sie zu Deutschland sagen und was sie von dem Mob zu Silvester in Köln (und anderswo) halten.

Und SPIEGEL ONLINE berichtet über eine Initiative des Philosophie Magazins, dessen Chefredakteur Wolfram Eilenberger insgesamt 27 Philosophen zu Migration und Integration zu befragte.

Eilenberger: „Schauen Sie sich an, was in den sozialen Netzwerken geschieht: Gerade die Flüchtlingsthematik wird von einer infantilen Diskurskultur beherrscht, von wechselseitigen Unterstellungen, Häme, Beschuldigung, naiver Besserwisserei und Verhärtung. Fast alles, was sachlich nötig wäre, gerät in diesen Sandkastenlogiken aus dem Blick. Es wäre ein erwachsener Anfang, sich zunächst eine grundlegende Perplexität einzugestehen. Wir bewegen uns derzeit alle auf schwankendem Grund. Das erfordert eine besondere Wachheit und Gelenkigkeit, gerade in Bezug auf eigene Überzeugungen […].“

Harald Welzer, Philosoph: „Darüber hinaus sollte man endlich aufhören, Gegenwarten in Zukünfte hochzurechnen. Gesellschaften sind nie stabil und soziale Entwicklungen nie linear. Um Demokratie widerstandsfähig zu machen, muss man aufhören, jegliches unerwartetes Geschehen als ‚Krise‘ zu deuten, und stattdessen mit einem permanenten Gestaltwandel der Gesellschaft und damit auch einem Wandel der jeweiligen Anforderungen zu rechnen lernen […].“

Flüchtling: „Es tut mir sehr leid, was passiert ist. Ich wünschte, ich wäre da gewesen – wir hätten das nicht geschehen lassen. Deutsche Frauen sind wie unsere Frauen: eine Mutter, eine Schwester, eine Partnerin. Diese Männer sind ein Haufen Mistkerle. Was sie getan haben, ist sehr weit weg von unserer Kultur und Religion. An Silvester war alles so cool, die Leute feierten bis in den Morgen […]. Ich schäme mich so, dass ich heute nicht auf die Straße gehen konnte. Sie haben unser Ansehen in der deutschen Gesellschaft zerstört […].“

Flüchtling: „Wir müssen die Kommunikation und das Verständnis zwischen ausländischen Geflüchteten und deutschen Bürgern verbessern. Die Deutschen müssen wissen, dass wir noch wütender und empörter sind als sie über diesen Vorfall. Alles, was ihnen Schlechtes geschieht, geschieht auch uns. Und gemeinsam können wir Dinge mit Verstand und Überlegung verbessern.“

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