„Was zählt, ist der Gesamteindruck aus den verschiedenen Signalen der Körpersprache. Wenn er in sich stimmig ist, wirkt der Mensch vertrauenswürdig. Es lohnt sich also, auf seine eigene Sprechweise und den Gebrauch der Stimme zu achten“, so die sueddeutsche.de mit praktischen Hinweisen für Vorstellungsgespräch und Karriere. Doch das Thema reicht viel weiter.
Der US-amerikanische Psychologe Albert Mehrabian publizierte bereits im Jahr 1972 eine Studie zur Entstehung von Urteilen über andere und wies nach, „dass nur etwa sieben Prozent der emotionalen Botschaft durch die gesprochenen Worte transportiert wurde. Etwa 55 Prozent lasen die Probanden aus Gesten, Körperhaltung und Gesichtsausdruck ab, fast 40 Prozent machten Tonhöhe und Sprachmelodie aus.“ (aus dasGehirn.info)*
Umso erstaunlicher ist es, wie wenig gründlich (in der Regel) die Auftritte von Managern und Politikern geübt werden. Die Beteiligten einigen sich vor einem Auftritt auf die Inhalte (schon anstrengend genug). Dann werden aufwendig Rede- und Pressetexte geschrieben (und in Schleifen korrigiert) sowie Fotos (bestenfalls kritisch) und die „Bühne“ langwierig organisiert. Was der Chef und die anderen Beteiligten mit „Körpersprache“ vermitteln, bleibt hingegen häufig dem Zufall überlassen.
„Die Palette nonverbaler Ausdrucksmöglichkeiten ist groß und beinhaltet alles“, so dasGehirn.info, „was außerhalb der Sprache und Stimme liegt, also extraverbal ist. Dazu zählen Mimik, Gestik, Körperhaltung und Körperbewegung […].“
„Das intuitive Verständnis der Körpersprache beherrschen wir von klein auf. Bereits Neugeborene richten ihre Aufmerksamkeit nach dem Blick anderer Personen aus. Diese geteilte Aufmerksamkeit wird auch ‚joint attention‘ genannt und ist eine wichtige Voraussetzung für die soziale Kommunikationsfähigkeit von Menschen […].“
Mit welcher Treffsicherheit Charaktere von fremden Personen erkannt werden, ohne dass je ein Wort zwischen ihnen gefallen ist, überrascht mich immer wieder aufs Neue. Menschen, auch völlig ohne akademische Ausbildung, besitzen diese Fähigkeit, treffsicher zu urteilen. Sie wissen – nach gängigem Verständnis – eigentlich faktisch nichts und verstehen doch alles.
* www.dasGehirn.info ist ein Projekt der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung und der Neurowissenschaftlichen Gesellschaft e. V. in Zusammenarbeit mit dem ZKM | Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe