Golineh Atai, Moskau-Korrespondentin der ARD, beschreibt angesichts von massiven Drohungen und Beschwerden über eine kritische Russland-Berichterstattung Angst in den Redaktionen.
Sie sagte bei der Preisverleihung zur Journalistin des Jahres, sie werde von der Inszenierungsmaschinerie des Kremls überrollt. Diese habe eine „so fantastische Ausstrahlungskraft, dass mittlerweile alle meine deutschen Freunde gar nicht mehr wissen, worum es in der Ukraine und in Russland geht“.
Deshalb wäre ihr dringender Wunsch an Journalisten: „Haben Sie keine Angst! Legen Sie die Mittel der Informationskrieger bloß! Zeigen Sie der Welt, wer Informationskriege angefangen und wer sie perfektioniert hat“. Atai sagte in einem Interview u. a. mit dem „Medium Magazin“: Der Ton sei meist „etwas wirr, aggressiv, emotional, manchmal vulgär. Ich bekam auch Todesdrohungen. Auffällig war: immer wenn wir aus Kiew berichteten, kamen besonders massive Attacken.“ Die Journalistenorganisation „Reporter ohne Grenzen“ spricht von „Massenagitation durch Hörerpost und Leserbrief“.
Dass die meisten Redaktionen haben bereits dem Druck nachgeben und sind auf das „rettende Ufer“ einer „ausgewogenen“ Berichterstattung geflohen. Dafür gibt es nicht wenige Beispiele. Unkritisch oder vermeintlich kritisch lassen sie beide Seiten zu Wort kommen. Eine wunderbare Bühne für Propaganda. Etwas bleibt immer hängen.