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Dankbarkeit zeigen, dass sie uns nicht erschossen?

Die Lebensbedingungen in der DDR waren miserabel, die Städte dem Zusammenbruch nahe, Luft und Gewässer verseucht, nichts durfte offen angesprochen werden. Unrecht an allen Orten. Kritik führte in den Knast. Weder freie Wahlen, noch freies Reisen. Eine Partei bestimmte und hatte immer Recht. Wer das akzeptierte oder zur Elite gehörte, der lebte mit sich und der Welt im Reinen. Sie bewahren sich ein nettes DDR-Bild bis heute. Leserbriefschreiber verlangten nun vor einigen Tagen in der Leipziger Volkszeitung, auch denen Dankbarkeit zu zeigen, die uns 1989 nicht erschossen haben. Nein, diese Sicht teile ich nicht. Das Verdienst dreier Parteisekretäre bestand darin, „kurz vor 12“ die Seiten zu wechseln und die eigenen Genossen zu verunsichern. Bernd Lutz Lange (Kabarettist) und Kurz Masur (Gewandhauskapellmeister) hatten das Gespräch mit ihnen gesucht, um einen Aufruf zur Gewaltlosigkeit beider Seiten zu starten. Das war mutig. Bleibt Gorbatschow zu zitieren: Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. Die 70 000 Demonstranten, die am 9. Oktober (LVZ) – das war bereits die 6. Montagsdemonstration in Folge – friedlich auf dem Leipziger Ring demonstrierten, riskierten Leib und Leben. Mit ihnen feiere ich gern die 89er Revolution.

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