„In den letzten drei Jahrzehnten hat China die größte und schnellste Industrialisierungs- und Urbanisierungsphase der Geschichte erlebt, umwälzender noch als die industrielle Revolution, die Europa im 19. Jahrhundert erfasste“, schreibt Matthew D. Stephen vom Wissenschaftszentrum Berlin WZB. Nach Angaben der Vereinten Nationen sind rund 500 Millionen Menschen aus der Armut herausgeführt worden – die „vermutlich größte wohlfahrtsstaatliche Leistung aller Zeiten.“ China sei, so der Autor, aufgrund des „gigantischen Ausmaßes“ seines wirtschaftlichen Wiederaufstiegs „von der Peripherie ins Zentrum“ der Weltwirtschaft gerückt. Chinas wirtschaftliche Modernisierung beschreibt er als „Staatskapitalismus“. Dabei handele es sich um „eine Neuauflage staatlich gelenkter Entwicklung, allerdings durch zunehmende Einbindung in transnationale ökonomische Strukturen. Darin unterscheidet er sich vom Weg vieler Entwicklungsländer …“. Nach einem Besuch Chinas im Mai des Jahres wurde mir wieder bewusst, journalistische Medien können bestenfalls punktuell berichten. Sie stellen keine „Wirklichkeit“ dar, obwohl sie gern diesen Eindruck vermitteln. Sie bedienen dabei oft Klischees, die nicht falsch sind oder sein müssen, aber in die Irre führen. Über die eine Seite in China – fehlende Demokratie und Menschenrechte – scheinen wir ganz gut informiert zu sein, über andere Seiten nicht. Auch wenn die politische Seite unbezweifelbar wichtig ist, bleibt eine darauf fokussierte Darstellung extrem einseitig (s.auch Debatte in China). Ich kann nach eigenem Erleben die wirtschaftliche Entwicklung Chinas und die Beschreibung des Autors bestätigen – immer noch fassungslos über meine bisherige Unkenntnis.