Wer nicht frei reden durfte, aber dennoch aktiv sein wollte, für den war Jazz in der DDR eine echte Alternative. Jazz machte Spaß und versammelte sympathische Leute, unangepasste und kritische Geister. Wir konnten improvisieren und ausprobieren, was uns gefiel. Kein Wunder, dass im September 1989 auf der Bühne der Leipziger Jazztage nicht nur toll gejazzt, sondern auch schon Aufsehen erregend frei gesprochen wurde. Damals jazzten wir in der Art des Cool Jazz und Hard Bop aus Amerika, für manche eine Provokation, heute in aller Ohren fast schon „Wohlfühljazz“. Die Stücke, die wir spielten, hörten wir nachts, wenn der Mittelwellen-Empfang erträglich war, bei „Voice of America Jazz hour“ mit Willis Conover „cooler“ Stimme und Billy Strayhorns „Take the ‚a‘ train“ als Erkennungsmelodie. Die Lieder übertrugen wir nach Gehör und Tonband aufs Notenblatt. Jazznoten gab es in der DDR kaum. Einige Songs erhielten dabei ziemlich frei übersetzte deutsche Titel, damit sie in den behördlichen Anmeldelisten kein Aufsehen erregten. Danach wäre nämlich nur 40% Westmusik zu spielen erlaubt gewesen … Die Gruppe SUM hatte im September 1974 in der Leipziger Elsterstraße ihren ersten Auftritt (SUM abgekürzt Swing und Modern Jazz). Zum 40. Geburtstag spielt am 21.September 18 Uhr im „plan b“ Härtelstraße die SUM II Jazzgesellschaft Leipzig. Die Erkennungsmeolodie wie gehabt: „Take the ‚a’ train“ (siehe auch Pressemitteilung).