zielen Peer Steinbrück und die ZEIT mit ihrer Kritik an etablierten Medien. Steinbrück rezensiert das eben erschienene Buch von Christian Wulff und die ZEIT fragt sich selbstkritisch: „Wo war die ZEIT?“ Es beschäme ihn, so Steinbrück, nicht rechtzeitig eine Geste Wulff gegenüber gefunden zu haben. Warum Fürsprecher öffentlich damals so selten waren, die Antwort darauf scheint mir einfach: Wir sahen und sehen Wulff durch die Brille der Medien und ein anderes Okular besitzen wir in solchen Fällen nicht. Wenn ein Skandal tobt, bleibt – wie im Krieg – die Wahrheit als erste auf der Strecke. Kaum jemand sah mehr durch, auch die Medien nicht, weder diejenigen, die die Jagdhörner bliesen, noch diejenigen, die zu den Jagdgenossen gehören. Gehetzt verhedderte sich Wulff in Banalitäten, die ihn letzte Sympathien kostete. Das Publikum – der Medienmeinung folgend – hielt Wulff schließlich ebenfalls für einen möglichen „Brandstifter“. Heute – ganz unten – wirkt Wulff schlicht wie ein Biedermann und deshalb als zu Recht aus dem Amte gejagt. Das passt schön ins Bild (sic) und lässt uns das Thema heute belanglos erscheinen. Zumal den „Verlierertypen“ Steinbrück und Wulff der Geruch anhaftet, sie würden ihre persönlichen Probleme lediglich anderen – den Medien – zuschieben. Doch belanglos ist – vielleicht – die Person Wulff, aber die Medienkritik von Steinbrück und ZEIT absolut nicht. Beispiel. Die Medien, die Wulff waidwund schossen, können auch ganz anders. Neulich riefen sie fast weinerlich, aber lauthals nach staatlicher Regulierung, um den Konkurrenten Google und dessen Geschäftsmodell „an die Kandare“ zu bekommen (Notizen BILD hat Angst). Wir benötigen guten Journalismus. Mindestens deshalb lohnt es, Rolle und Eigeninteresse der Medien stets kritisch „im Auge“ zu behalten.