Der Tagesspiegel gehört zu den – nach wie vor – wenigen klassischen Medien, die sich mit Journalismus und der Glaubwürdigkeitskrise kritisch und durchaus weitsichtig auseinandersetzen.
„Medien stehen vor einem ähnlichen Problem wie die Parteien“, so der Tagesspiegel. Dem hätte allerdings der Ehrlichkeit halber hinzugefügt werden müssen, wer die Parteien in diese Glaubwürdigkeitskrise brachte: die Parteien, jedoch maßgeblich die Medien. Denn wie die Parteien funktionieren, wie Politiker „ticken“, das erfahren die Leute überwiegend aus den Medien.
Zudem sind Politik und Politiker ein denkbar leichter Gegenstand journalistischer Berichterstattung. Die Informationen werden fast „frei Haus“ geliefert. Infolge skandalisieren Medien und Journalisten nach Herzenslust, machen mit Aufregung hohe Auflagen und Einschaltquoten und verdienen damit kräftig Geld – egal, ob die Kritik berechtigt oder unberechtigt ist.
Was niemand ahnte: Der Skandal kehrt als Bumerang zurück. Jetzt stehen die Medien im Mittelpunkt der Kritik.
„Tatsächlich hat sich die Branche das Misstrauen teils redlich erarbeitet und lernt nur langsam daraus“, führt der Tagesspiegel aus und nennt als ein wichtiges Gegenmittel: Transparenz.
„Bei anderen haben Journalisten längst erkannt, was Transparenz für ein Wert ist und warum sie wichtig ist.“ Doch dem Stichwort im Beitrag folgt nichts Überzeugendes. Wie auch? Transparenz ist keine Leistung, sondern wird erwartet.
Nichts würde, so der Tagesspiegel weiter, den „Lügenpresse“-Vorwurf effektiver entkräften als eine gut dokumentierte Recherche und nichts verschaffe mehr Glaubwürdigkeit als ein souveräner Umgang mit eigenen Fehlern. Ja, aber auch das ist selbstverständlich, wenn nicht banal.
„Um der Glaubwürdigkeitskrise zu begegnen, müssen Medien“, meint Fritz Wolf im Tagesspiegel, „[… ] zu einer Haltung der Aufklärung zurückfinden, statt Emotionen zu bedienen.“
Herabsteigen in die Niederungen des Alltags und Bericht erstatten ohne Klischees und ideologische Scheuklappen, das ist der Weg – ein steiniger, bei dem man sich alle Knochen brechen kann. Hervorragendes Beispiel dafür bietet der NDR mit 7 Tage … Bürgerwehr.