„Es gibt bei den Sendern (ARD und ZDF) nur noch ganz wenige Redaktionen, über die ich sage: Die sind noch irgendwie bei Trost, die denken noch nach, die pflegen noch eine Fantasie, die nicht von Tausenden Regeln erstickt ist“, sagte die Schauspielerin Corinna Harfouch gegenüber der Neuen Osnabrücker Zeitung. „Ich weiß gar nicht, ob ich bei den öffentlich-rechtlichen Fernsehredaktionen von Feigheit sprechen soll … (es) ist ein System entstanden, in dem sich der einzelne Mensch kaum noch gegen den Apparat durchsetzen kann“, kritisiert Harfouch, die aus Sachsen stammt und in Ostberlin 1978/81 Schauspiel studierte. Angesprochen auf Filme in der DDR meint sie: „Es gab unfassbar viel Schrott, und der wird eben verschrottet. Man muss nicht alles aufbewahren. Vieles war mittelmäßig, hässlich, grob und ungekonnt. Und das sehr absichtsvoll. Die Arbeiter-und-Bauern-Unterhaltung wollte ideologisieren …“ Und dennoch habe sie die „konspirative und engagierte Stimmung“, in der Kunst gemacht wurde, mal vermisst.„Aber dann hat mich der Satz einer Freundin aus dem Westen aufgerüttelt, die mir gesagt hat: Aha, aha, du brauchst für dein künstlerisches Wohlbefinden also eine Diktatur. Und es ist etwas Wahres dran: Kunst in der Diktatur macht auf eine ambivalente Weise viel mehr Spaß … Früher haben wir protestiert, weil wir nicht leben konnten, wie wir wollten. Heute hindert uns keiner mehr daran, und jetzt erst müssen wir die Frage beantworten: Wie will ich denn nun leben? Wie lebt man richtig? Die Freiheit ist viel anspruchsvoller als die Kritik an der Unfreiheit.“