Ein ausgezeichneter Blog (Rainer Stadler), der mir leider erst auffällt, da ich im Land des „Zauberbergs“ und Ernst Ludwig Kirchners weile und die NZZ lese. Immerhin tröstlich, scheinen Reisen doch immer noch zu bilden … Rainer Stadler schrieb am 20. Mai unter der Überschrift „Sand im digitalen Kapitalismus“:
„Einem Goliath fliegen selten Sympathien zu. Das muss auch der Techno-Konzern Google erfahren, der innerhalb von 16 Jahren zu einem mächtigen globalen Akteur herangewachsen ist. Fast euphorisch reagierten vergangene Woche die Kommentatoren auf das Urteil des Europäischen Gerichtshofs […]. Man feierte gleichsam einen Sieg Europas über den digitalen Kapitalismus […]. Inzwischen fallen die Kommentare etwas differenzierter aus. Zu Recht. Denn warum soll es untersagt sein, Informationen im Netz zusammenzutragen, wenn diese legal dort placiert wurden? […] Oder ist das Recht auf Vergessen bereits gewährleistet, wenn eine schnell zugängliche Suchmaschine wie Google ausgebremst ist? Wenn ja, blieben jene Neugierigen privilegiert, die Zeit und Geld investieren, indem sie […] in Pressearchiven tiefer bohren […]. Die freudigen Reaktionen auf das Google-Urteil sind bemerkenswert, weil sie zur neuen Windrichtung des Zeitgeists passen. Der ist im Abendland globalisierungskritisch […].“
Am Ende formuliert Stadler in Bezug auf die Ängste, die sich einst (1998) um Bill Gates rankten, und den neuen Kampf des BILD-Herausgebers: „Die Hackordnung zwischen Monstern und Mäusen ändert sich auch ohne Staatseingriff schneller, als man denkt.“ (medienblog.nzz)