„Kritik an den Medien hat Konjunktur“, unter dieser (Unter-)Überschrift analysiert die Neue Züricher Zeitung und: „Man sollte sich vom Lärm dennoch nicht dumm machen lassen und versuchen, berechtigte Kritik von polemischen Rundumschlägen zu unterscheiden.“ Richtig, gleichwohl folgt der Beitrag dem üblichen Muster, die Gründe für die aus den Fugen geratene öffentliche Kommunikation vor allem bei den journalistischen Medien zu suchen.
Da ist sicherlich viel zu finden, aber nicht das Entscheidende: Mit dem Internet und seinen Möglichkeiten verändern sich die Rezipienten. Den Zuschauer gibt es nicht mehr. Das Wort Zuschauer wird bald niemand mehr verstehen, es sei denn vom Zirkus her. Millionen von Rezipienten befinden sich stattdessen „In der Echokammer“ von Facebook & Co. Dort treffen sie Freunde, die ihre Meinung teilen und bestätigen – „[…] es fühlt sich einfach großartig an, wenn Informationen zu einem Weltbild passen.“ (Süddeutsche Zeitung)
Weil wiederum andere Leser und Hörer, auch jüngere, weder alles glauben, noch die Journalisten für „Halbgötter“ halten, können sie die journalistische Auswahl kritisch schätzen. Dass die Tagesmedien die Welt umfassend, vollständig und „objektiv“ widerspiegeln, erwarten sie nicht.
Allerdings vermittelten die Medien als selbsternannte „Vierte Macht im Staate“ bisher genau diesen Eindruck, alles zu können und auch zu dürfen – mit fatalen Folgen. „Der Kaiser ist doch nackt“ ruft nun das Volk auf der Straße. Erbarmungslos werden Journalisten mit Häme und Spott überzogen – so wie es früher manchen Politikern, Prominenten und anderen geschah, die – aus welchen Gründen auch immer – ins Räderwerk massenmedialer Skandale gerieten.
Weil Journalisten Kritik in dieser krassen Form an ihrem Berufstand überhaupt nicht kennen, laufen sie nun Gefahr, nur noch auf die zu starren (oder nach dem Munde zu reden), die Medien und Politik maßlos und nicht selten unter der Gürtellinie kritisieren.
Dabei müssten sich die etablierten Medien und Journalisten gerade jetzt aufmerksam „ihrem“ Publikum zuwenden, dessen Interessen und Wünsche verstehen und – sich eben nicht „auf Teufel komm raus“ verändern.