Dass wir unsere Stasi-Akten einsehen können, ist eines der fundamentalen Ergebnisse der Revolution von 1989.
Die „Runde Ecke“ in Leipzig ist ein Museum der besonderen Art: Hier, hinter dunklen Mauern, konzentrierte und verbarg sich die Macht der SED. Hier hatte 40 Jahre lang die Leipziger Bezirksverwaltung für Staatssicherheit (MfS) das Sagen … bis zur 13. Montagsdemonstration in Leipzig am 4.Dezember 1989 und fast gleichzeitig in zwölf anderen DDR-Bezirksstädten. Mutige Bürgerinnen und Bürger – legitimiert durch die Macht des Volkes auf den Straßen – besetzten die Stasi-Zentralen.
Damit kamen für Stasi und Aktenvernichtung das Ende und das Aus (Ost-Berlin 15. Januar 1990).
Unglaublich: Schon weniger als ein Jahr später – am 31. August 1990 – öffnete zum Thema eine Ausstellung. Innerhalb von nur einem dreiviertel Jahr hatten Bürgerinnen und Bürger in Leipzig ein höchst geheimes und gefährliches Thema museal aufbereitet.
„In den ehemaligen Büros der Stasi-Offiziere können sich heute Besucher über Funktion, Arbeitsweisen und Geschichte des MfS informieren. Das Bürgerkomitee [Träger des Museums] hat versucht, das authentische Umfeld weitgehend zu erhalten, um die Gäste etwas von der Arbeitsatmosphäre erahnen zu lassen, die bis 1989 in der ‚Runden Ecke‘ herrschte. Linoleumfußboden, gelbbraune Tapeten, Scherengitter an den Türen und Fenstern, Kabelkanäle […] sind noch im gesamten Museum zu sehen […]“ ( Homepage „Runden Ecke“).
Im anderen Teil des Gebäudes befindet sich seit den 90er Jahren die Stasi-Unterlagenbehörde.
Dort können wir – Bespitzelte und Opfer – unsere Akten einsehen. Mit der gesetzlich geregelten Öffnung der Stasi-Unterlagen wurde verhindert, dass die alte DDR-Elite im großen Stil in Politik, Behörden und Verwaltungen unerkannt abtauchen konnte. Die osteuropäischen Länder bedauern, dass sie Akteneinsichten in diesem Umfang nicht durchsetzen konnten. Die Folgen sind evident.
Wie die Stasi arbeitete, beschreiben viele Publikationen. So „Stasi intern“ des Forum Verlages Leipzig. Das Buch erschien im Sommer 1990 – noch in den letzten Tagen der DDR. Aktuell beschreibt ZEIT ONLINE, wie perfide die Stasi funktionierte.
Am Wochenende 29. bis 31. August gestalten Museum und Bürgerkomitee ein Festprogramm.
Zum Museum „Runde Ecke“ gehören die Dauerausstellung „Stasi – Macht und Banalität“, die Ausstellung „Leipzig auf dem Weg zur Friedlichen Revolution“ (gegenwärtige in der Paulskirche Frankfurt a. M.) und das Museum im Stasi-Führungsbunker Machern (bei Leipzig).